stemmer sculptures

Selection of sculptures in plastic and stainless steel

 

Stemmers - skulpturen

 

Die ineinandergefügten Kugeln und die facettenreichen inneren Strukturen dieser Skulpturen erinnern an eine Vielzahl von Phänomenen und Prozessen aus Natur und urbanem Raum. Obwohl ihre Gestalt eindeutig auf allgemeinen Gesetzen von Ökonomie und Selbstorganisation basiert, wie sie etwa in Formen adaptiver Blasenbildung vorkommen, gibt es auch die gewollte Assoziation von organischen Zellhaufen.

 

Im Fokus auf die grundlegendste Form von Autonomie – die Membran: sowohl Abgrenzung als auch Kommunikator zwischen einem Selbst und seiner Umgebung – formuliert Fried hier die abstrakte Darstellung des Ursprungs von Leben, sei es natürlich oder konstruiert.

Ihre Formen erscheinen in einem noch nicht ausdifferenzierten, aber fruchtbaren Stadium – wie eine Venus von Willendorf bei der Empfängnis – voller Potenzial, bereit für Zufall, Einfluss, Selbstbestimmung.

 

In Frieds spiegelnd polierten Versionen aus rostfreiem Stahl sehen wir uns und unsere Umgebung in facettenreichen Oberflächen reflektiert und von der Skulptur rundum absorbiert. Ihr Erscheinungsbild nimmt die jeweilige Umgebung in sich auf, wird großenteils durch sie bestimmt – eine Anspielung darauf, dass unser Gefühl für Identität auf einer komplexen Verschränkung von Anlage und Umwelt basiert.

 

Das Netz aus spitzen Winkeln, das die verschieden großen einander schneidenden Kugeln erzeugen, führt zu dynamischen Formen, die trotz ihres rein mathematischen Ursprungs biologisch wirken und einen abstrakten, seltsam persönlichen Charakter zu besitzen scheinen.

 

Fried prägte den Ausdruck Stemmer als personifizierenden Namen für Stammzell-Schöpfungen („stem-cell creations“). Die Stammzelle ist derzeit das vielversprechendste und auch umstrittenste programmierbare, sich selbst reproduzierende Basiselement auf zellularer Ebene, die um die letzte Jahrhundertwende in den Händen von Gentechnikern zu „Gold“ wurde – das Material der Wahl für absolute Formung.

 

Wie in vielem anderer seiner Werke präsentiert uns Fried hier in minimalistisch-symbolischer Bildsprache eine Verschmelzung mythologischer und wissenschaftlicher Überzeugungen und weist dabei auf manipulative Prozesse hin, die tief in unserer heutigen Kultur verwurzelt sind. Mit Neubelebung und Modernisierung der ältesten Fruchtbarkeitssymbole der Menschheit – in einer Epoche, in der angewandte Technologien über die älteste Form von Reproduktion und Evolution triumphieren –, durch Fruchtbarkeitssymbole einer synthetischen Natur, konfrontiert uns Fried mit unserer Sehnsucht und der Fähigkeit, den natürlichen Lauf der Dinge und womöglich auch die Zukunft unserer eigenen evolutionären Entwicklung zu verändern.

 

 

 

 

 

 

copyright ©david fried 2013

Stemmers - sculptures

 

The networked spheres and interdependent multifaceted structures found in each sculpture suggest a multitude of processes and phenomena in the natural and built environment. While their forms clearly follow basic laws of economy and self-organization found in adaptive bubble structures, there is also an intended association to organic cell clusters.

 

With an emphasis on the most fundamental form of autonomy—the Membrane: both a barrier and communicator between the self and the environment—Fried suggests an abstract embodiment of the origin of life-forms - natural or engineered.

 

Their forms appear in an undifferentiated yet fertile state—like a Venus von Willendorf at conception—full of potential, ready for chance, influence and self-determination. Anti-fragile balancing acts operating far from equilibrium - individualities in an interdependent process of becoming.

 

In Fried’s mirror polished stainless steel versions, we see the environment and ourselves reflected in the faceted surfaces, absorbed 360° by the sculpture. Its appearance is integrated with–and largely defined by its environment, hinting that one‘s sense of identity is a complex development of ‘nature and nurture’.

 

The sharp networked angles formed by intersecting spheres of varying size result in dynamic shapes that in spite of their clean mathematical origin appear biological, and seem to possess an abstract yet curiously personal character.

 

Fried coined the term ‘Stemmer’ as a personifying name for stem-cell creations. Currently the stem-cell is the most promising yet controversial, programmable, self-reproducing building-block on a cellular level, which in the hands of the genetic engineer, has become the absolute malleable ‘bio-porcelain’ of choice at the turn of this century.

 

As in many of Fried’s other works, the artist presents us with minimalist symbolic imagery that suggests a fusion of mythological and scientific beliefs, while calling attention to the manipulative processes that are now deeply rooted in our cultures. By resurrecting and modernizing humankind’s oldest fertility icons—in an era whereby applied technologies are trumping the oldest form of reproduction and evolution—with fertility icons of a synthetic nature, Fried confronts us with our desire and ability to alter nature’s course, and perhaps the future of our own evolutionary process.